Für 2023 ist jeweils ein Seminar in Wien und Berlin geplant.
Kazuaki Tanahashi stellt sein neues Buch vor, spricht über seine Lebenserfahrungen, wie er seine Kunst für Umwelt
und Friedensaktionen eingesetzt hat und worin er aktuell engagiert ist.
Kalligraphie Workshops Infos unter http://www.tanahashi.de/
In der östlichen Tradition der Kalligraphie darf man niemals ausbessern oder weiß übermalen,
was der Pinsel auf dem Papier hinterlassen hat. Jeder Pinselstrich muß ganz entschieden ausgeführt werden:
Es gibt kein Zurück. Das ist wie im Leben. (Kazuaki Tanahashi: Brush Mind)
http://www.brushmind.net
1933 in Japan geboren, hat sich Kazuaki Tanahashi ein ganzes Künstlerleben lang zwischen östlicher und westlicher
Kultur bewegt. Bereits während seines Studiums der chinesischen und japanischen Kalligraphie ab 1956 nahm er bei
Privatlehrern Kurse in Ölmalerei, und seine eigenen Arbeiten entwickelten sich frühzeitig in eine Richtung, die
ihn in die Nähe von Malern wie Jackson Pollock und Franz Kline brachten. Seit 1964/65 wurden seine Bilder in
Nordamerika ausgestellt, und es ist sicher nicht zufällig, daß er seit 1977 in Californien lebt. Im Lande der
Einsilbigen wurde der schöne Name Kazuaki zu Kaz und Kaz ein unermüdlicher Streiter für Frieden und Respekt
gegenüber dem Dasein und der Vielfalt der Welt, ohne dabei den Weg des Zen zu verlassen.
In der asiatischen Tradition liegen Kalligraphie und Malerei eng beieinander, und beide sind Teil und Ausdruck
des fortwährenden universalen Schöpfungsprozesses, in den der Künstler sich einschreibt. Daher kommt es auch,
daß es in den Bildern immer um etwas geht, daß das Produkt, auch wenn es in einem entspannten und selbstlosen
Prozeß nebenher entsteht, nie beliebig ist. Nur gibt es leider das endgültige, perfekte Produkt nicht, oder
aber man sieht es so, daß jeder Pinselstrich, jeder Kreis vollständig, einzigartig und unwiederholbar ist.
Von daher bleibt dem Künstler nicht viel anderes übrig, als den Pinsel auf einem immer neuen Blatt immer wieder
neu anzusetzen. So konzentriert sich die Lehre aller asiatischen Künste auf das Gestische, auf das Wie eines
Vorgangs oder einer Bewegung – hier die Haltung des Pinsels, die Lockerheit des Handgelenks, der Schwung aus
der Schulter oder der Hüfte ( Kaz arbeitet manchmal mit riesigen Pinseln!). Nur darüber läßt sich etwas
Bestimmtes sagen. Darin ist natürlich auch die speziell asiatische Form der Entfremdung vorgezeichnet: im –
teilweise im Laufe von Jahrhunderten – immer weiter verfeinerten Zeremoniell, das schließlich zum Feind jeder
echten Lebensäußerung wird. Weniger Arbeit, weniger Sorgfalt, würde unser Kalligraphiemeister da sagen,
überhaupt weniger: Weniger Urteil, weniger Versuch, weniger Verbesserung, weniger Bedauern. Um dann seinen
westlichen Lesern und Schülern aus dem Herzen zu sprechen, wenn er den Skandal der Kreativität wie der Sinnsuche
auf diesen Punkt bringt: Weise Mönche vertreten vielleicht die Meinung, man könne Erleuchtung in jedem Augenblick
erfahren. Erleuchtete Künstler mögen sagen, Meisterwerke sind jetzt genau hier. Aber warum sind diese Dinge von
mir immer ein paar Zentimeter entfernt???